Nachbemerkung zu den Burgundern im Festmenü des letzten Seminars

2002 Morey-St.-Denis, Magnum, Domaine des Lambrays, Morey-St.-Denis/Burgund

1999 Clos des Lambrays, Grand Cru Magnum, Domaine des Lambrays, Morey-St.-Denis/Burgund

 

Beim ersten Probieren des Morey-St.-Denis nach dem Öffnen der Flasche, etwa 10 Minuten vor dem Servieren, hatte ich den Eindruck, dass etwas nicht stimmt, zumal der Kork etwas angegriffen aussah. Beim Nachprobieren fand ich ihn zwar verschlossen, aber in Ordnung, nur sehr vom Holz des Pièce (burgundisches Fass, 228 l gegenüber 225 l des bordelaiser Barrique) geprägt. Nach dem Ausschenken bemerkte ich und tat kund, dass dies eine typische Erscheinung ist, die der alte Franz Keller bei Kork-Reklamationen so kommentierte: Oft würden sehr holzgeprägte Weine voreilig als korkig reklamiert, vor allem von Anfängern … Im Laufe des Essens schien aber auch mir immer deutlicher, dass mit dem Wein etwas nicht in Ordnung war, schloss mich schließlich ebenfalls dem am Tisch kursierenden Urteil „korkig“ an. Und holte mit Heinz den Grand Cru aus dem Keller, der unverzüglich kraftvoll und einwandfrei im Glas stand. Und das, obwohl er in neuen Pièces ausgebaut wurde, gegenüber ein oder mehrmals verwendeten für den Dorfwein (der tatsächlich ja, wie ausgeführt, ein Premier Cru ist).

Von beiden Weinen blieb etwas übrig, vom Morey-St.-Denis etwa drei Gläser (umgegossen noch in der Nacht in eine Karaffe), vom Clos etwa zwei (in der Flasche belassen). Am nächsten Tag probierte ich nach: beide Weine tadellos. Martina probierte zur Kontrolle: absolut saubere Weine. Keinerlei Kork, der Morey weich und rund mit verhaltener Frucht, der Clos weiterhin stramm und klar, sehr komplex, immer noch geradezu jugendlich frisch.

Wir tranken die Wein dann erst am Sonntagabend, beide mit großem Genuss.

Die Moral von der Geschicht‘: Gerade den weniger strukturierten und konzentrierten, zarteren, sensibleren Weinen kann der Fassausbau Aromen zufügen, die im höheren Alter unangenehm hervortreten. Ihnen muss man Zeit geben, sich zu lüften… Ich hätte den Dorfwein spätestens am Vormittag dekantieren sollen. Sorry – aber man muss immer mal wieder von einem solchen Wein darauf hingewiesen werden. Ansonsten finde ich es ja im Prinzip immer spannender, die Entwicklung eines Weines im Glas zu erleben und zu begleiten, weshalb ich in den letzten Jahren eigentlich vor allem ältere Rotweine immer seltener dekantiert habe – und wenn, dann erst kurz vor dem Servieren: zu oft waren sie zum Zeitpunkt des Genießens nach einigen Stunden bereits über den Jordan gegangen. Bei älteren Weißweinen ist das etwas anders, da muss man, finde ich, öfters mal lüften. Man lernt eben immer dazu …

Moritz

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2 Antworten zu “Nachbemerkung zu den Burgundern im Festmenü des letzten Seminars”

  1. Obwohl die Begeisterung der Damen erst am Ende des Menüs beim Champagner lautstark zu hören war, der Clos des Lambrays ein Highlight des Abends. Genau so, wie mich ein paar andere Burgunder schon begeistert haben und warum ich diese Weine so liebe: Fein, elegant und himmlisch duftend. Ein Hochgenuß wie immer auch die Dolde-Weine. Und im Gedächtnis nachdrücklich hängen geblieben ist der Arneis, den ich zwar gelegentlich schon einmal getrunken habe, aber noch nie so gut. Danke für diese Geruchs- und Geschmackserlebnisse! Auch wir haben wieder etwas dazugelernt 🙂

    • Martina und Moritz

      Hallo ihr Beiden! Entdeckte euren Kommentar erst jetzt – und freue mich unbandig, dass ihr es wieder bei uns genossen und mit freudigem Vergnügen etwas gelernt habt: So soll’s doch sein… Herzlichst, Mo

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